12) Familie Meier Bienstein - Schuhmacherei, Brunnenstraße 202 (heute Nr. 2, Heilpraktikerin Filip)

Meier Bienstein (*15.2.1876 in Stawiski/"Russisch Polen") und Ehefrau Szerna (*15.7.1876 in Stawiski), die sich offenbar auch Sophie nannte (geb. Trogoschinsky oder Friedmann), hatten  vier Kinder, die alle in Stawiski geboren wurden:

Fischel (*3.1.1904), Frieda (*20.3.1908), Josef (*3.3.1914), Elias (*9.3.1915) 

Aus den vorhandenen Unterlagen geht hervor, dass zunächst im Dezember 1915 nur Meier von Fulda kommend in Hünfeld bei der Familie Tannenbaum (Schuhgeschäft) zugezogen war. Vermutlich hat er dort als Schuhmacher in deren Geschäft gearbeitet. Seine Frau Szerna und die drei jüngeren Kinder folgten am 4. August 1922, als Wohnung in Hünfeld ist das Haus von Josef Bieber angegeben. 1926 steht im Adressbuch als Wohnadresse das Haus Nr. 202 in der Brunnenstraße, wo Meier Bienstein eine bescheidene Schuhreparatur - Werkstätte betrieb mit einem kleinen Kundenkreis.

Zu den Kindern geht aus den Meldeunterlagen folgendes hervor: Fischel, von dem man nicht weiß, wann er nach Hünfeld kam, verließ die Stadt am 26. März 1926. Er starb im Januar 1931 in Kolno/Polen. Frieda hielt sich um 1926 in Nürnberg auf, zog 1933 nach Frankfurt und wanderte später nach Israel aus. Josef verließ Hünfeld 1932 nach Frankfurt und ging 1933 nach Paris. Später wanderte er ebenfalls nach Israel aus. Über Elias ist nichts bekannt.

Meier Bienstein soll zuletzt als Kantor der klein gewordenen jüdischen Gemeinde fungiert haben. Er zog vor dem Novemberpogrom 1938 mit seiner Frau in die Lehrerwohnung über der Synagoge am Niedertor. Nach der Zerstörung der Synagoge im Zuge des Novemberpogroms 1938, wobei all ihre Habe verbrannte, lebten die Biensteins offenbar in der Brunnenstraße 204 im Haus der Familie Israel Weinberg.

Im September 1940 übersiedelte das völlig verarmte Ehepaar nach Frankfurt in die jüdische „Versorgungsanstalt für Israeliten“ im Röderbergweg 77. Ihre letzte Adresse war das jüdische Altersheim im Hermesweg 5-7 (ab November 1942 zwangsweise Sammelstelle vor der Deportation). Von hier wurden Meier und Czerna Bienstein am 22. November 1941 nach Kowno deportiert, wo sie gleich nach ihrer Ankunft, drei Tage später, am 25. Nov. 1941 ermordet wurden.

 

Josef Bienstein (rechts) und Adolf Weinberg (Foto: Sammlung E. Sternberg-Siebert)
Josef Bienstein (rechts) und Adolf Weinberg (Foto: Sammlung E. Sternberg-Siebert)

Foto um 1980 - Im 3. Haus von links in der Brunnenstraße 202 (heute Nr. 2, Heilpraktikerin Filip) lebte die Familie Bienstein -rechts daneben Haus Weinberg. (Foto: Sammlung Bastian Nitzschke)

Photo about 1980 - In the house 3. from the left, Brunnenstr. 202 (nowadays #2), lived the Bienstein family. Next to it at the right the house of the Weinberg family.

Josef Bienstein in Israel (Fotos: Privatbesitz Fam. Bienstein)
Josef Bienstein in Israel (Fotos: Privatbesitz Fam. Bienstein)
Josef mit Ehefrau Rachel und den Kindern David u. Ilana
Josef mit Ehefrau Rachel und den Kindern David u. Ilana
David Bienstein mit Ehefrau Hanna u. den Kindern Amnon u. Dafna, außen rechts Frieda Bienstein
David Bienstein mit Ehefrau Hanna u. den Kindern Amnon u. Dafna, außen rechts Frieda Bienstein

 

12) The Meier Bienstein family - cobbler’s shop, Brunnenstrasse 202 (nowadays #2, non-med. pract. Filip)

 

Meier Bienstein (*02.15.1876 in Stawiski/"Russian Poland") and his wife Szerna (*07.15.1876 in Stawiski), who also went by the name of Sophie (her maiden name was either Trogoschinsky or Friedmann?) had four children. They all were born in Stawiski:

Fischel (*01.03.1904), Josef (*03.03.1914), Elias (*03.09.1915), and

Frieda (*03.20.1918)

The used records says that Meier moved from Fulda to Huenfeld in December 1915 at first alone. Later his wife Scerna followed him to Hünfeld with all four of the children. Then the family lived in the house Brunnenstaße number 202. There Meier Bienstein operated a modest cobbler’s shop, and had just a small clientele. The kids left Huenfeld during the late 1920s and early 1930s. - People said that Meier Bienstein was Cantor of the rather small Jewish congregation until the very last!  Prior to the 1938 November-Pogrom he and his wife had moved to the teacher’s apartment above the Synagogue at Niedertor. After the destruction of the Synagogue during the 1938 November-Pogrom, in which all their belongings were consumed by the fire, the Biensteins most likely lived with the Israel Weinbergs at Brunnenstrasse 204.

In September of 1940 the Bienstein couple moved to Frankfurt/ Main and there they lived in the Jewish Retirement Home at Roederbergweg 77. Their last adress was the Jewish Retirement Home in Hermesweg 5 -7 (from Nov. 1942 forced to be an assembly point before deportation). Both of them were deported to Kowno on Nov. 22, 1941 and murdered after they arrived there three days later on Nov. 25, 1941.