Die jüdischen Gemeinden im Altkreis Hünfeld

Rothenkirchen


Oben: Rothenkirchen, Gesamtansicht. Unten: Kriegerdenkmal 1870/71, ehemalige Synagoge in der Brunnenstraße, Markuskapelle (eine der ältesten Kirchenbauten in Hessen)
Oben: Rothenkirchen, Gesamtansicht. Unten: Kriegerdenkmal 1870/71, ehemalige Synagoge in der Brunnenstraße, Markuskapelle (eine der ältesten Kirchenbauten in Hessen)

 

Von alters her lebten in Rothenkirchen Juden. Schon 1708 wird in einer Urkunde der "Schutzjude" Löser namentlich erwähnt. Um 1774 waren Aron, Baruch und Samuel (vermutlich drei Familien) dort ansässig und zahlten u.a. Juden Schutz- und Neujahrsgelder. Im Jahr 1830 gab es 25 jüdische Haushalte mit 97 Personen. Die Akte nennt als Berufe mehrere Vieh- Waren und Kleinhändler, drei Buchbinder und einen Schuhmacher. Am Ende des Jahres 1852 wurde die Zahl der Juden mit 88 angegeben, die in 16 Haushalten lebten und überwiegend arm, einige sogar sehr arm waren. Auch 1861 wurden in Rothenkirchen noch 89 jüdische Bewohner gezählt. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Gemeinde kontinuierlich ab. 1875 war ihre Zahl auf 64, im Jahr 1905 auf 40 Personen abgesunken.

Am 16.3.1906 berichtete der Kreisvorsteher der israelitischen Gemeinden im Kreis Hünfeld, H. Speier, dem Landrat, dass die Synagogengemeinde Rothenkirchen nur noch aus 2 Mitgliedern bestünde. Er beantrage daher die Auflösung der Gemeinde und ihre Zuordnung zu Burghaun, da auch der größte Teil der früher in Rothenkirchen ansässig gewesenen Juden jetzt in Burghaun wohne. Das Vorsteheramt der Israeliten in Fulda stimmte zwar der Auflösung nicht sofort zu, es ist aber anzunehmen, dass die Verfügung zur Auflösung nicht mehr lange auf sich warten ließ.

"Badloch" – um 1954 abgerissen
"Badloch" – um 1954 abgerissen

Die jüdische Gemeinde hatte eine eigene Synagoge, ein Lehmfachwerkbau, der noch heute in der Brunnen-straße vollständig erhalten ist und seit 1908 als Wohnhaus genutzt wird. Ganz in der Nähe befand sich die Mikwe in einem kleinen Fachwerkhaus. Sie ist bei den älteren Einwohnern von Rothenkirchen noch als “Badloch” bekannt. Um 1954 wurde das Gebäude von der evangelischen Kirchengemeinde käuflich erworben und bald darauf abgerissen. 1) Auch wurde zeit-weise eine eigene Elementarschule betrieben. 1842 besuchten 14 jüdische Schulkinder diese "besondere öffentliche Schule" mit Simon Neumark als Elementarlehrer.

Der Begräbnisplatz war zu allen Zeiten der jüdische Sammelfriedhof im benachbarten Burghaun, auf dem ab 1789 Rothenkircher Juden begraben sind.

 

Anmerkung:

1) Foto und Hinweis zum “Badloch”: Sammlung Herbert Jacob, Rothenkirchen