Feierliche Einweihung der Synagoge im November 1910
Bericht im Hünfelder Kreisblatt
Burghaun, 13. Nov. Heute wurde die hiesige neue Synagoge eingeweiht. Die Abschiedsworete vom alten Gotteshause wurden gesprochen von dem Herrn Privinzial-Rabbiner Dr. Cahn Fulda. In Vertretung des landesherrlichen Kommissars für die Synagogengemeinde war Herr Regierungsassessor v. Versen aus Fulda erschienen. Bevor die Türen des neuen Gotteshauses geöffnet wurden überreichte er den Schlüssel dem Herrn Privinzial-Rabbiner mit folgender Ansprache:
In Vertretung des landesherrlichen Kommissars habe ich Dank der Einladung Eurer Ehrwürden und der Gemeinde Burghaun die Ehre, der Weihe des neuen Gotteshauses beizuwohnen. Mit den Wünschen, die die Gemeinde für diese Gott geweihte Haus hegt, verbindet die Staatsregierung die ihrigen. Möge es eine Stätte des Friedens werden für alle Andächtigen, die sie aufsuchen, möge von diesem Gotteshause ein Strom reichen Segens sich ergießen auf die Gemeinde Burghaun und alle ihre Glieder. Unter diesen Segenswünschen, denen ich im Namen der Staatsregierung Ausdruck zu geben habe, darf ich Euer Ehrwürden bitten, die Tore des neuen Gotteshauses zu öffnen.
Nach der Übergabe des Schlüssels dankte der Herrn Privinzial-Rabbiner dem Herrn Regierungskommissar für die warmen Worte, die er im Namen des Staates gesprochen, sprach sodann den Einweihungssegen und das Gebet für den Kaiser, die Kaiserin und das ganze Herrscherhaus. Es wurden die Thorarollen zur heiligen Lade getragen, eingehoben und verschlossen, worauf die Festpredigt gehalten wurde. Der Psalm 150 bildete den Schluss der kirchlichen Feier, an die sich dann eine entsprechende weltliche in den Sälen des Herrn E. Leister und Koch schloss, für die die Fuldaer Artilleriekapelle den musikalischen Teil übernommen hatte.
Der Original-Zeitungsausschnitt ist abgedruckt in: Jüdisches Leben im Hünfelder Land - Juden in Burghaun 2008, S. 92