11) Die Schwestern Strauss - Geschäft für Damenhüte, Töpferstraße 150 (heute Nr. 20, Restaurant Alt Hünfeld)
Im Haus Töpferstraße 150, neben Tannenbaum, lebten die vier Schwestern Sophie, Josephine (Fine), Helene (Lene) und Juliana Strauss.
Sophie (*23.2.1870) starb im Juli 1937 und wurde auf dem nahen jüdischen Friedhof in Burghaun als letzte Hünfelderin jüdischer Konfession begraben.
Josephine (*11.12.1871), von Beruf Putzmacherin, und Helene (*19.7.1874) führten in der Töpferstraße ein Hutgeschäft, das im Zuge der Boykottierung in der NS-Zeit einging.
Im März 1941 übersiedelten die beiden unverheirateten Frauen nach Frankfurt a. M. in die Eschersheimer Landstraße Nr. 20 zu der vierten, in Frankfurt ver-heirateten jüngsten Schwester Juliana (*23.10. 1878).
(Siehe unten: Frau Staufenbiel, Juliana Brennickes Enkelin ...)
Von da wurden Helene und Josephine Strauss- am 1. September 1942 mit einem Transport von 1022 jüdischen Menschen nach Theresienstadt deportiert. Beide kamen sie dort infolge der menschenfeindlichen Bedingungen ums Leben. Helene starb bereits kurz nach ihrer Ankunft am 18. September, Josephine am 22. März 1944. Niemand weiß, was genau sie an ihrem Lebensende in dem Ghetto erleiden mussten.
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Inzwischen (Oktober 2025) fand ich im Arolsen Archive ein Dokument, aus dem hevorgeht, dass Josephine Straus in Theresienstadt elend verhungert ist. Juliana hatte nach dem Ende des Weltkrieges nach ihrer geliebten Schwester gesucht und dann diese erschütternde Auskunft bekommen!
Abbildung rechts bitte anklicken! |
Rechte Spalte: Oben links guckt vermutlich Karlheinz Brennicke aus dem Fenster heraus, Julianas Sohn, der seine Tanten sehr liebte und in Hünfeld oft besuchte. In zwei anderen Fenstern und an der Haustür sind die drei in Hünfeld verbliebenen Strauss-Schwestern zu sehen. Auf dem unteren Bild sieht man wiederum die drei Strauss-Schwestern.
Die historischen Fotos vom Haus Strauss sowie die Fotos in der Bildergalerie unten entstammen dem Privatbesitz von Frau Sibylle Staufenbiel geb. Brennicke, der Enkelin von Juliana Brennicke geb. Strauss.
Frau Staufenbiel, Juliana Brennickes Enkelin, besucht Burghaun...
Im Sommer 2019 erschien Frau Sibylle Staufenbiel mit ihrem Mann in Burghaun. Ich begleitete sie auf den jüdischen Friedhof, wo sie das Grab von Sibylles Großtante Sophie Strauss besuchen wollten, die 1937 als letzte jüdische Hünfelderin dort begraben wurde.
Ich erfuhr von Frau Stafenbiel, dass in Frankfurt die jüngste der Schwestern Strauss, Juliana, lebte - Sibylles Großmutter. Bei ihrer Schwester Juliana und deren Familie fanden Josephine und Helene Strauss 1941 Zuflucht. Juliana hatte einen christlichen Mann namens Karl Brennicke geheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Karl-Heinz, der Vater von Frau Staufenbiel, sei als Junge oft in Hünfeld zu Besuch bei den Tanten gewesen. Er habe diese Tanten sehr geliebt und diese ihren einzigen Neffen Karlheinz.
Es sei eine Tragödie gewesen, als man die Tanten 1942 deportierte, und die Angst sei groß gewesen, dass auch Juliana noch eines Tages "abgeholt" werden würde. Doch sie blieb verschont und überlebte die Verfolgungszeit in Frankfurt bei ihrem Mann und ihrem Sohn Karl-Heinz.
Ironie des Schicksals: Nach dem Krieg wurden die Brennickes von den Befreiern aus ihrer Wohnung geworfen unter Zurücklassung ihrer meisten Möbel. Sie lebten dann zunächst in der Thorwaldsenstraße 36, später 1950 in der Passavantstraße 28.
11) The Strauss siblings - Hat shop, Toepferstrasse 150 (nowadays #20, Restaurant Alt Hünfeld)
The three single sisters Sophie, Josephine (Fine), and Helen (Lene) Strauss lived at Toepferstrasse 150 next to the Tannenbaums. Sophie (*02.23.1870) died in July of 1937, and as the last Jewish person from Huenfeld was buried at the Burghaun Jewish cemetery.
Josephine (*12.11.1871), a milliner by trade, and Helen (*07.19.1874) moved to Frankfurt/ Main, Eschersheimer Landstrasse 20 in March of 1941. Apparently they moved in with another sister - the youngest sister Juliana (look ahead) -, who lived as a married woman in Frankfurt. From there Helene Strauss and Josephine Strauss were deported to Theresienstadt on 09.01.1942 with a transport of 1022 Jewish people. Both of them perished, Helene on September 18, 1942 and Josephine on March 22, 1944.
Mrs. Staufenbiel, Juliana Brennicke’s granddaughter, visits Burghaun…
In the summer of 2019, Mrs. Sibylle Staufenbiel appeared in Burghaun with her husband. I accompanied them to the Jewish cemetery, where they wanted to visit the grave of Sibylle’s great-aunt Sophie Strauss, who in 1937 was buried there as the last Jewish resident of Hünfeld.
I learned from Mrs. Staufenbiel that in Frankfurt lived the youngest of the Strauss sisters, Juliana, Sibylle’s grandmother. Josephine and Helene Strauss found refuge with their sister Juliana and her family in 1941. Juliana had married a Christian man named Karl Brennicke. Their son, Karl-Heinz, Mrs. Staufenbiel’s father, often visited the aunts in Hünfeld as a boy. He had loved these aunts very much, and they loved their only nephew Karl-Heinz.
It was a tragedy when the aunts were deported in 1942, and there was great fear that Juliana too might one day be “taken away.” Yet she was spared and survived the time of persecution in Frankfurt with her husband and her son Karl-Heinz.
Irony of fate: after the war, the Brennicke family was thrown out of their apartment by the liberators, leaving behind most of their furniture. They then lived at Thorwaldsenstraße 36, and later, in 1950, at Passavantstraße 28.
Auf den Spuren jüdischen Lebens im Hünfelder Land













